WSOP 2013 – Reisebericht von Herwig Tag 2
Hallo Robert!
Danke für Deine netten Glückwünsche an Astrid und zu unserem Aufenthalt. Ja, wenn es möglich ist, so ein Erlebnis sollte man sich gönnen. Einmal bei der WSOP zu spielen, das nimmt einem niemand mehr.
Heute hatte ich ja „mein“ Turnier (US-$ 1.500 No-Limit Hold´em/ 2.816 Teilnehmer). Weshalb „hatte“ – die Zusammenfassung.
Wiederum war es so, dass die Levels mit einer Stunde und bei uns üblichen Blinds und Antes angesetzt waren. Spielbeginn war um genau 12.00 Uhr Ortszeit. Bei meinem Tisch, wo ich bis zum Schluss gesessen bin, war es von Anfang an aggressiv. Schon im ersten Level (25/ 25) musste man Großteils mit mindestens 75 rüberwachsen, damit man überhaupt den Flop sah. Diese Spielweise zog sich durch den ganzen Abend. An und für sich bin ich eher der geduldige Spieler und kann auf meine Chance warten – nur bei dem Tisch hatte man keine Wahl. Entweder man zog mit, oder man blindete sich gnadenlos selbst ins Aus. Gut, dachte ich mir – dann eben auf die harte Tour.
Obwohl mir die aggressive Spielweise nicht so liegt, fand ich recht rasch ins Spiel und kam nach zwei Stunden anstandslos in die erste Pause. Nach einer kurzen Lagebesprechung mit Astrid auf der Raucherterrasse ging es in die nächsten beiden Stunden. Alles lief gut und nach vier Stunden Spielzeit war ich in meiner zweiten Pause. Da es an meinem Spiel nichts zu ändern gab, setzte ich das in den nächsten beiden Stunden fort. Der Höhepunkt in diesen Spielabschnitt war mein all-in mit AQ und dem Call meiner Gegnerin mit KK. Flop: AAA!!! Broadway! Daher kam ich nach sechs Stunden reiner Spielzeit recht locker in die große Pause (90 Minuten Dinnerbreak). Da gingen wir aufs Zimmer und ich ruhte mich ein wenig aus – Hunger hatte ich keinen.
Nach knapp mehr als einer Stunde gingen wir wieder in den Brasilia Room. Es standen die nächsten beiden Stunden Spielzeit an. Auch das konnte ich durch diszipliniertes Spiel absolvieren und kam nach acht Stunden reiner Spielzeit in die nächste Pause. Naja, irgendwann ist´s halt aus mit der Lustigkeit. Der Spieler auf Position 4 ging all-in. Alle foldeten bis zu mir. Gut, ich coverte den Typen und es schien mir, dass er mit einer eher mittelmäßigen Hand sein Heil in der Flucht suchte. Ich hatte Pocket Queens. Bumm, dreht er KK um. Weder Flop noch Turn und River halfen mir. Das war der Anfang vom Ende. Kurze Zeit später stellte ich KTs all-in und lief gegen AK. Somit war der ganze Aufwand des Tages nach knapp 11 Stunden Spielzeit vorbei – um 22.51 gingen bei mir die Lichter aus. Als Endplatzierung ergab das bei mir Platz 658 von 2.816 Spielern, was immerhin einen Rang im ersten Viertel des Teilnehmerfeldes ergab. Obwohl ich eigentlich mein Ziel erreicht habe (gutes und diszipliniertes Pokerspiel zu zeigen und zumindest die große Pause zu erreichen), bin ich enttäuscht, weil ich der Ansicht bin, dass doch mehr drinnen gewesen wäre. Aber vielleicht bin ich zu selbstkritisch.
Fazit: Sowohl Astrid (JJ vs. KK) als auch ich (QQ vs. KK) gingen mit „herzeigbaren“ Händen unter bzw. wurden handlungsunfähig gestellt. Astrid hatte keine andere Wahl. Ob ich meine Pocket-Queens reinstellen habe müssen – darüber kann man diskutieren. Aber ich hatte zu dem Zeitpunkt „zu wenig zu leben und zu viel zum Sterben“ und sah meine Chance. Was bleibt, das ist auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis, solche top-besetzten Monsterturniere live bei der WSOP zu spielen. Diese Erfahrung nimmt uns keiner mehr – und je länger ich schreibe, desto mehr komme ich auf den Gedanken, dieses Erlebnis zu wiederholen. Wir werden sehen. Zumindest schließen wir nicht aus, dass wir beide bis zum Ende des Urlaubs hier noch jeder ein Daily Tournament spielen.
Leider geht unser Urlaub bald dem Ende zu und ich verabschiede mich wieder einmal aus dem heißen Las Vegas (46 ° C). Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich mit diesem Ergebnis die Ehre des PCP hochgehalten habe und verbleibe – auch im Namen von Astrid
mit lieben Grüßen aus Las Vegas.